Kaffeefahrt

Dann aber Bionade

Zum Glück hat man Freunde, die einem nach so einem Eintrag Aufmunterungsnachrichten schicken oder einen gleich einladen - am folgenden Abend zum Kontrastprogramm.

Ich werde mitgenommen in einen kleinen Laden, der durch ein Kollektiv von Enthusiasten betrieben wird. Hübsche junge Menschen sitzen friedlich im Halbdunkel auf einer bunten Sammlung von Sitzmöbeln der vergangenen Jahrzente und tauschen sich aus. Die im Nebenraum mit Hingabe und Detailkenntnis eingerichtete Sushi-Manufaktur kontrastiert aufs Hinreißendste mit der Örtlichkeit eines ehemaligen Schlachterladens. Kaum zu glauben, dass es sich bei den weißen Fliesen und riesigen Haken ringsum nicht um eine stilechte Retortenproduktion wie am Tag zuvor handelt. Eine Angebotstafel für Schlachtplatte lacht mich an, während sich niemand daran stört, dass ich etwas unbeholfen die festen Reisröllchen in Richtung Soßenschälchen und anschließend in den Mund befördere. Und die schwere, leicht angegilbte Kühlraumtür! "Dahinter sind unsere Spiele. Wenn ihr Memory spielen wollt?"

Immer mehr Menschen aller Haut-, Hosen- und Haarfarben lassen sich mit einem Tellerchen Sushi und einem Flaschengetränk nieder. Ihre Gesprächsfetzen übertönen selten den von der Frau an der Theke bedächtig zusammengestellten Klangteppich. Wir sprechen kaum und ich kenne niemanden. Aber ich könnte an diesem Ort länger sitzen, wenn ich nicht den weiten Weg in meine Hotel-Pension antreten müsste.

Keine Kaffeefahrt

Nachdem ich im Hotel, das eigentlich eher eine Pension ist, eingecheckt habe ("Ach, da ist ja mein Zimmer 10 - von irgend so einer Internetfirma."), sitze ich in einer Art Motto-Restaurant, das erstaunlich überzeugend einen gediegenen schweren Südstaatencharme versprüht, der zumindest von meinem geschützten Platz aus nicht einmal durch die angrenzende Bar, Bowlingbahn, Fußballleinwand oder Tanzflächen kleinzukriegen ist. Das ganze heißt Kangaroo Land.

Ich habe hier Zuflucht gesucht. Außerhalb des Leichtbetonblocks, der mein Restaurant mit den schnörkeligen Holz- und Ledermöbeln umgibt, herrscht triste Plattenbauatmosphäre (der Projektleiter raunte warnend: "Naziviertel"). Selbst mir war der Dönerladen zu trostlos. Aber obwohl, das abgeteilte Restaurant, in dem ich alleine sitze, solange nicht einzelne Küchenmädchen in Corporateschürze mit Finger Food in den Barbereich vordringen, optisch gar nicht ungelungen arrivierte Kultur repräsentiert, schauen mich die freundlichen, blondierten Bedienungsjungs an wie ein Alien, als ich sage, ich möchte nur in Ruhe etwas essen. Und noch viel mehr, als ich schüchtern frage, ob es vielleicht etwas zu lesen gäbe. (natürlich nicht)

Ich bin der einzige Gast, der nicht Sportschuhe, Jeans und Bomberjacke trägt. Ich fühle mich fremd. Ich trinke australischen Rotwein und kritzele Situationsbeschreibungen auf die Rückseite meiner Telefonliste, während ich überlege, was im Projekt noch zu tun ist. Ich fühle mich auch dabei fremd.

Das Ungeheuer von Well Ness (2)

Schlick-Extremitaet

Manchmal liegen Wattwandern und Schlammcatchen gar nicht so weit auseinander.

Das Ungeheuer von Well Ness (1)

Nordic-Walking-Tee

Ohne Worte.

Kaffeefahrt - the real thing



"Wie war Pfingsten?" schallt es mir dutzendfach im Büro entgegen.
"Ganz schön eigentlich. Und entspannt", antworte ich und schaue zu Boden, denn ich schäme mich fast dabei. Hier die offizielle Beichte Zusammenfassung:
Ich habe
  1. Pärchenurlaub zu sechst in einem Holzhaus gemacht,
  2. Urlaub 500 Meter Luftlinie von meinen Eltern entfernt verbracht,
  3. drei Tage offline gelebt,
  4. diverse Gesellschaftsspiele gespielt,
  5. drei verschiedene überregionale Zeitungen konsumiert,
  6. abends den Kamin und einen Haufe Teelichter entzündet und den Blick träumend in die Flammen versenkt,
  7. ein Frühstücksei dankend abgelehnt,
  8. täglich kilometerweit durch Wälder und Auen gewandert,
  9. Kaffee und Kuchen in einem kitschigen Café zu mir genommen,
  10. Minigolf gespielt. (Und gewonnen!)
"Ist entspannt in diesem Zusammenhang ein Synonym für langweilig?" fragt P.
Jetzt schäme ich mich richtig: "Nö, mir hat's gefallen."
Zwischen mir und den anderen Sollingurlaubern stehen nur noch Wanderstöcke und rentnerfarbene Schuhe. Diese feldweggrauen Latschen mit Lüftungslöchern.

Spirtituelles Wochenende

Ja, richtig, es war Himmelfahrt. Und stilecht nutzten wir den damit verbundenen freien Tag, um u.a. einen angehenden Theologen in Warschau zu besuchen.

Warschau-06

Mit dieser Reiseroute waren wir leider nicht allein: Auch der Papst befindet sich derzeit auf Polentournee. Dass zu diesem denkwürdigen Anlass das ganze Land mit weiß-gelben Fähnchen und Benedikt-Postern geschmückt war, trug noch eher zur feierlichen Atmosphäre unserer Ankunft bei. Allerdings mussten wir bald erfahren, dass es noch weitere Auswirkungen der geistlichen Präsenz gab: nämlich die vollkommende Abstinenz weltlicher Spirituosen. Ein Land, das bis heute nicht in der Lage ist haltbare Straßen zu bauen, setzte völlig problemlos eine dreitägige kollektive Ausnüchterung durch. Nicht einmal in gehobener Restauration war ein Bier zu bekommen.

Glücklicherweise sind wir ja deutsche Vorratsdenker und außerdem im Gegensatz zu den Polen an christliche Ladenöffnungszeiten gewöhnt, so dass wir dem allgemeinen Wahnsinn wenigstens in der Küche der Gastgeber entkommen konnten. Aber am Ende des letzten Papstbesuchstages in der Hauptstadt konnten wir uns um kurz vor Mitternacht wieder versöhnlich mit den Eingeborenen in die Schlange vor dem 24h-Shop einreihen, um uns auf normalgeistigem Niveau zu vereinen.

Kaffeefahrt, Teil 8

San Jose, nicht nur Hauptstadt Costa Ricas, sondern auch der Bittsteller - wir wurden zumindest mit offenen Haenden empfangen. Dabei ist ja gar nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand offen und ehrlich seine Mitmenschen um finanzielle Hilfe bittet. Was jedoch nach einer Weile kolossal nervt, sind jene abenteuerlichen Geschichten, die offensichtlich bevorzugt hellhaeutigen Touristen erzaehlt werden. Mal ging angeblich das Gepaeck verloren, mal muss die Grossmutter schnell ins Krankenhaus. Oft langatmige Erlaeuterungen mit stets der gleichen Pointe: Brauche Geld!

In dieser Tradition erzaehlte uns gestern ein recht abgerissener Tico davon, dass er ueberraschend aerztlich behandelt werden musste, nun allerdings kein Geld mehr fuer die Fahrkarte nach Hause habe. Waehrend er noch mit einem dubiosen medizinischen Dokument wedelte, um seine Glaubwuerdigkeit zu staerken, waren Saskia und ich bereits um die naechste Ecke verschwunden. Genau dort begann eine der absurdesten Szenen, die ich je gesehen habe.

Hektisch fuchtelte dort ein Mann mit einem langen Metallstab zwischen Seitenscheibe und Fahrertuer eines PKWs herum und wirkte dabei nicht unbedingt so, als sei er befugt, sich auf diese Weise Zutritt zum Innenraum zu verschaffen. Ehe die Tuer aufspringen konnte, betrat jeder Tico, der uns eben noch um ein paar Colones gebeten hatte, die Buehne und ging mit seinem Attest auf den Kerl ohne Autoschluessel zu - woraufhin dieser von seinem Vorhaben abliess und sich geduldig des Mannes Problem anhoerte. Der Schnorrer, der den Autoknacker von der Arbeit abhaelt - was klingt, als haetten die wirren Koepfe von Monty Python hier Regie gefuehrt oder als saehen wir eine Szene mit Christa und Clemens in Hoechstform, ist tatsaechlich so in San Jose geschehen.

Und gaenzlich untypisch fuer die Stadt ist diese Anekdote wohl auch nicht. Wenn man zuvor am einsamen Strand von Uvita oder einem Wanderweg in den Bergen die ueberwaeltigende Schoenheit dieses Landes genossen hat, ist der Kontrast besonders stark. In San Jose scheint niemand Geduld zu haben, zwischen Muell und Autolaerm wickeln die Menschen hier ihre Geschaefte ab. Alles bekommt man hier entweder ein wenig teurer oder ein wenig billiger als in den uebrigen Teilen des Landes.

Was mich in anderen Grossstaedten noch eine ganze Weile fasziniert hat, dieses lebendige Treiben auf der Strasse, verliert in San Jose leider recht schnell seinen Reiz. Dafuer ist die Tico-Metropole wieder nicht gross, nicht vielfaeltig genug.

Umso erfreuter waren wir, dass momentan das "Festival der Kuenste" stattfindet und trotteten abends gemeinsam mit Tausenden Einheimischen in den Sabana-Park. Das versprochene "Spektakel" fand jedoch eher wenig Zuspruch. Ein franzoesisches Ensemble ruderte in immer wieder neuen Kostuemen zu den leisen Klaengen eines Glockenspiels kreuz und quer ueber den grossen See des Naherholungsgebiets. Kuenstlerisch hoechst anspruchsvoll, aber nicht einmal im Ansatz massentauglich. Erst recht nicht in San Jose, wo die Begeisterung des Volkes mit der Lautstaerke einer Veranstaltung zu wachsen scheint. Zugegebenermassen: Auch Saskia und ich sind vorzeitig gegangen...

Wir hatten unser "Spektakel" schliesslich doch noch: Auf dem Heimweg gaben wir im Supermarkt eine Pfandflasche ab und ueberrumpelten damit den jungen Mann an der Kasse greundlich. Ahnungsloses Gesicht, Geschaeftsfuehrer rufen, Situation schildern, gemeinsam die Abfrageprozedur im Computersystem ueberstehen und erleichtert abklatschen! Dann das Eingestaendnis: "Nun, dass Pfandflaschen tatsaechlich zurueckgebracht werden, kommt nur selten vor. Sehr selten."

In der friedlichen Vorstadt Heredia werden wir in den kommenden eineinhalb Tagen den Urlaub ausklingen lassen, morgen stehen noch ein Besuch im Meereskundemuseum sowie der Interviewtermin mit Paulo Wanchope, Rekordtorschuetze der Nationalelf Costa Ricas, an. Und natuerlich mindestens eine Portion Reis mit Bohnen.

San José, Plaza de la Cultura

Kaffeefahrt, Teil 7

"Da guckte gerade 'ne Schlange aus meinem Rucksack."

Badeurlaub in Uvita, einem kleinen Dorf etwa 40 Kilometer suedwestlich von San Isidro, eine Entfernung, die hier uebrigens gut und gerne zwei Busstunden entspricht: Ich wollte gerade beklagen, dass der Pazifik viel zu warm sei, als dass er das Adjektiv "erfrischend" verdient haette - ja, unsere Sorgen muesste man haben ;) -, als ich Saskias entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte. Mit zittrigen Haenden spielte ich dann wenig ueberzeugend den furchtlosen Helden und durchsuchte das Gepaeck nach dem beinlosen Stoerenfried. Letztlich fand er sich unter der Bank, aud der wir eben noch gesessen hatten - ein kaum einen halben Meter langes, hellgruenes Reptil, das interessiert unter einer Baumwurzel hervorlugte. (Um ehrlich zu sein: Die Mimik einer Schlange gibt nicht allzu viel her, genauso gut haette ich sie gelangweilt, verschlagen oder unglaublich tumb nennen koennen.)

Der grosse Vorteil: Wer nicht den Hauch einer Ahnung von diesen Tieren hat, kann sich vorzueglich einreden, er sei gerade knapp dem Tode entronnen. Und das Eis, das er ein paar hundert Meter weiter - ungestoert - geniesst, schmeckt gleich noch ein wenig leckerer...

Eineinhalb Tage spaeter am Cerro Chrirripo, der mit fast 3900 Metern hoechsten Erhebung Costa Ricas: Um 5:00 Uhr morgens klingelte der Wecker - keineswegs ein Einzelfall in den vergangenen drei Wochen. Trotz der hohen Temperaturen hat der Tag hier eben nur zwoelf Sonnenlichtstunden, die optimal genutzt sein wollen. Ganz hinauf zum Gipfel liess man uns allerdings nicht, da wir die erforderlichen Reservierungen fuer das Uebernachtungscamp nicht getaetigt hatten, doch auch als Tagesausflugsziel ueberzeugte der Chirripo. Ueberraschenderweise schmerzten anschliessend die Arme beinahe mehr als die Beine oder Fuesse - vom staendigen Umsichschlagen, um wenigstens einen kleinen Teil der Muecken und Kaefer auf Distanz zu halten. Entspannung nach der 20 km-Wanderung (von 1300 Meter auf 2600 Meter und zurueck) fanden die mueden und zerstochenen Glieder schliesslich in einem schoenen Thermalbad, gegen dessen heisses Wasser ploetzlich sogar der Pazifik eiskalt erschien. Reis mit Bohnen und Cerveza - und gute Nacht! Schliesslich sollte der Wecker bald wieder klingeln.

Heute sind wir in San José angekommen. Auf den ersten Blick ein Halbmillionen-Moloch mit maessiger Luftqualitaet und aehnlich geringem Sicherheitsempfinden. Wir werden waehrend der anstehenden Feierlichkeiten (Dia de San José) auf der Hut sein...

PS: Gestern Abend haben wir in San Gerardo de Rivas einen Typen mit einem "Hertie Neukoelln"-Jutebeutel gesehen. Mann, sah der vielleicht abgerissen aus..

Uvita KF7_2 Uvita Blick vom Cerro Chirripó

Kaffeefahrt, Teil 6

Ploetzlich klebte sie mit ihren vier Pfoten am gelbgrauen Gestein des Vulkans Rincon de la Vieja und aehnelte dabei auffallend dem kleinen Gecko, der gestern noch an unserer Zimmerdecke hing. "Ich will nicht wegwehen", dramatisierte Saskia - wie ueblich - die Situation. Die letzten Meter zum Gipfel waren gewiss ungemuetlich; es war kalt, windig und regnerisch, dazu noch so bewoelkt, dass man kaum das schweflig gelbe Geroell unter den eigenen Fuessen sehen kann. In Gefahr waren wir indes nie wirklich.

Auch wenn der versprochene spektakulaere Blick in den Krater bei diesen Bedingungen natuerlich entfiel, hatte sich der anstrengende Aufstieg gelohnt. Von etwa 700 auf 1.900 Meter - von drueckenden 35 Grad auf "Ich will nicht wegwehen". Mit dem Klima veraenderte sich auf regelmaessig das Gesicht des Waldes, durch den der kleine Pfad stetig bergauf fuehrte, vorbei an schuechternen Schlangen und riesigen Schmetterlingen, bis schliesslich jegliche Vegetation kapitulierte und jene unwirtliche Felsrampe vor uns lag. Ein ueberraschend angenehmes Gefuehl, mal wieder zu frieren! (Wenn das Bild, das ein Arbeitskollege Saskias gestern geschickt hat - etwa eine Million weisser Pixel -, tatsaechlich die momentane Wetterlage in der Heimat wiedergibt, habt ihr dieses Gefuehl ja zur Genuege...)

Ein wunderbarer Nationalpark, der den Besucher eindrucksvoll daran erinnert, dass unser Planet mitnichten ein kuehles, massives Innenleben hat. Ueberall findet man kleine Schlammloecher, in denen ein uebelriechendes Sueppchen koechelt. (Grund- oder Regenwasser war einst durch feine Risse in tiefere, heissere Erdschichten gelangt und bahnt sich nun im gasfoermigen Zustand seinen Weg an die Oberflaeche.) Eine schweflige Wolke haelt sich hartnaeckig ueber dem Gelaende. Willkommen im Tektonik-Wunderland!

Aehnlich hartnaeckig haelt sich seit gestern auch "Listen to Your Heart" (Roxette) in meinem Ohr. Der Rueckweg nach Liberia - etwa 16 Kilometer auf der Rueckbank eines Jeeps ueber eine Schlaglochpiste, die den Namen Strasse nicht einmal ansatzweise verdient hatte - waere schon anstrengend genug gewesen. Doch zu allem Ueberfluss berieselte uns waehrend der guten Stunde (!) Fahrt eine costaricanischer Schnulz-Radiosender. In voller Lautstaerke - Ehrensache fuer einen Tico, der sich nur allzu gern von einer mitreisenden Kanadierin animieren liess, am Knoepfchen zu drehen...

Tags zuvor hatte es bereits den urlaubsobligatorischen Besuch eines Erstligaklubs gegeben. In der Mittagshitze von Liberia stieg "el classico" - wie der Stadionsprecher den etwa 500 Zuschauern auf der einzigen Tribuene des Stadions versicherte - zwischen den lokalen Helden und ihren Rivalen aus dem nicht weit entfernten Santa Cruz. Ein deutliches 3:0, von dem zu einem spaeteren Zeitpunkt und an anderer Stelle gewiss noch ein detaillierterer Bericht folgen wird.

PS: Auf langatmige Beschreibungen einer weiteren traumhaften Bucht - Palmen, Sonne, Ozean, kuehles Bier - soll an dieser Stelle bewusst verzichtet werden. Fuer die Fraktion mit dem Diercke-Weltatlas die Reiseroute: Puntarenas - Playa Naranjo - Nicoya - Playa Samara - Nicoya - Liberia.

Der Freistuss aus Costa Rica!

Rincon de la Vieja NP Rincon de la Vieja Liberia - Santa Cruz 3:0

Kaffeefahrt, Teil 5

In den spaeten Abendstunden lueftete der schuechterne Vulkan schliesslich doch noch sein Geheimnis und gewaehrte der neugierigen Touristenschar einen kurzen Blick unter sein Wolken-Tutu. "Das dort hat ungefaehr die Groesse eines Lastwagens", erklaerte unser Reiseleiter, ohne eine gewisse Portion Stolz verbergen zu koennen, als wir mit offenen Muendern einen gluehenden Gesteinsbrocken den Hang herabkullern sahen. Auch aus fast zwei Kilometern Entfernung noch ein hoechst eindrucksvolles Schauspiel! (Wer haette ausserdem gedacht, dass mir nach dem Korrekturlesen Deiner Diplomarbeit jemals wieder das Wort "Subduktion" begegnen wuerde, Bruederchen?)

Zeuge einer weniger sehenswerten Auffuehrung wird man indes tagsueber im Doerfchen La Fortuna: Ein Ort, fuer den sich vor dem letzten Ausbruch des Arenals (1968) kein Mensch interessiert hatte, seither spuckt die Erde jedoch - im gleichen Rhythmus wie der Vulkan fluessiges Gestein - Hotels, Restaurants und Reiseagenturen aus. Niemand, der nicht im Schatten des riesigen Kegels das grosse Geld wittert. Dieses Fleckchen Erde ist leider aehnlich seelenlos wie die Armee der nordamerikanischen Traveller, die sich durch die beiden Hauptstrassen draengt und dabei wahrscheinlich sogar der Meinung ist, das sei ein echtes Abenteuer.

Und ueber alledem pafft voellig gleichgueltig der Arenal vor sich hin...

Der Nebelwald von Santa Elena/Monteverde - und damit die naechste Klimazone: Es ist windig, deutlich kuehler und die Luft ist so feucht wie der Ruecken eines untrainierten Wehrdienstleistenden auf seinem ersten Gewaltmarsch.

Bedingungen, die dem menschlichen Ohr nicht besonders angenehm klingen, jedoch ein faszinierendes Pflanzenwachstum ermoeglichen. Kaum ein Kubikmeter bleibt in diesem fast menschenleeren Reservat unbewohnt; kein Baumstamm, auf dem nicht wenigstens noch zehn andere Pflanzen wucherten, eine feine Schicht Moos kleidet die komplexen Strukturen in eine weichere Form. (Schwer zu beschreiben. Wer sich das immer noch nicht vorstellen kann, sollte vielleicht einmal versuchen, den Wald aus der Krombacher-Werbung nur mit der dunkelgruenen Farbe aus einem Standard-Tuschkasten nachzumalen.)

Momentan ist wieder einmal produktives Warten angesagt. Die Faehre von Puntarenas wird uns in einer knappen Stunde hinueber auf die Halbinsel Nicoya bringen, dort erwarten Saskia und mich dann die erfrischenden Fluten des Pazifiks.

Vulkan Arenal Santa Elena Santa Elena Playa Sámara

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