Männer weinen nicht!
In diesem Jahrtausend haben mich genau zwei Ereignisse zum Weinen gebracht. Dabei wird den meisten Jungen doch bereits in frühester Kindheit vermittelt, dass der einzig akzeptable Wert pro Millennium deutlich darunter liegen müsse. Die Null muss stehen! Männer weinen nicht! Ein hinterhältiges Staubkorn unter der Kontaktlinse oder böse Zahnschmerzen seien ausdrücklich ausgenommen, einzig emotional bedingter Tränenfluss geht in diese sehr persönliche Statistik ein.
Vor vier Jahren teilte mir meine langjährige Freundin mit, sie lege künftig keinen Wert mehr auf unsere Partnerschaft - umso mehr allerdings auf einen anderen Kerl. Nein, da konnte ich wirklich nicht mehr anders. Der zweite Anlass kommt vergleichsweise bescheiden daher: Ich habe am Samstag ein paar Tränen verdrückt, weil mein Verein die direkte Qualifikation für die Champions League verpasst hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Man rechnet ja mit vielem vor einem solchen Endspiel. Dass Ailton nicht seinen besten Tag erwischt. Dass der überragende Miroslav Klose irgendwann richtig steht und das Siegtor erzielt. Dass die Bremer Spieler sich dann vor der Gästeecke genüsslich von ihrem Anhang feiern lassen. Ein unerträgliches Freudenfest in Grün und Weiß. Man malt sich solche Bilder bis ins kleinste Detail aus, damit sie später weniger schmerzen. Aber dass es einen so sehr berührt, wie die enttäuschten Hamburger sich nach dem Abpfiff beim Publikum für die Unterstützung bedanken? Dass man mit feuchten Augen in der AOL-Arena steht, weil der Hamburger SV "nur" Dritter ist?
Erst ein einziges Mal überhaupt hatte ich wegen eines Fußballspiels geweint. Im Sommer 1986 hatte mich der Spielverlauf des WM-Finales komplett überfordert, Jorge Burruchagas Lauf zum späten Siegtreffer hatte ich mit gerade acht Jahren einzig kindliches Geflenne entgegenzusetzen. Ich dachte eigentlich, für so etwas sei ich mittlerweile zu alt. Einerseits ist es ja ganz schön zu wissen, dass dieses simple Spiel mich auch 20 Jahre danach noch auf der Gefühlsebene anspricht. Andererseits frage ich mich, was wohl als nächstes kommen wird.
Heule ich los, wenn Jens Nowotny nachher als Mitglied des deutschen WM-Kaders vorgestellt wird? Wenn das Eröffnungsspiel gegen Costa Rica torlos bleibt? Wenn die Espresso-Dose leer ist, obwohl ich mich doch den ganzen Tag darauf gefreut habe? Wenn die Heizkostenabrechnung kommt? Wenn ein halbwegs sympathischer Kandidat bei "Wer wird Millionär?" an der 16.000-Euro-Frage scheitert?!?
Nein, ich reiße mich natürlich zusammen, wie mir das als Knabe wieder und wieder eingebläut wurde. Was sollen denn beispielsweise die Menschen aus Kaiserslautern sagen, die demnächst am Montagabend auf den Betzenberg klettern müssen? Ganz zu schweigen natürlich von jenen, die ernsthafte Probleme haben.
Vor vier Jahren teilte mir meine langjährige Freundin mit, sie lege künftig keinen Wert mehr auf unsere Partnerschaft - umso mehr allerdings auf einen anderen Kerl. Nein, da konnte ich wirklich nicht mehr anders. Der zweite Anlass kommt vergleichsweise bescheiden daher: Ich habe am Samstag ein paar Tränen verdrückt, weil mein Verein die direkte Qualifikation für die Champions League verpasst hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Man rechnet ja mit vielem vor einem solchen Endspiel. Dass Ailton nicht seinen besten Tag erwischt. Dass der überragende Miroslav Klose irgendwann richtig steht und das Siegtor erzielt. Dass die Bremer Spieler sich dann vor der Gästeecke genüsslich von ihrem Anhang feiern lassen. Ein unerträgliches Freudenfest in Grün und Weiß. Man malt sich solche Bilder bis ins kleinste Detail aus, damit sie später weniger schmerzen. Aber dass es einen so sehr berührt, wie die enttäuschten Hamburger sich nach dem Abpfiff beim Publikum für die Unterstützung bedanken? Dass man mit feuchten Augen in der AOL-Arena steht, weil der Hamburger SV "nur" Dritter ist?
Erst ein einziges Mal überhaupt hatte ich wegen eines Fußballspiels geweint. Im Sommer 1986 hatte mich der Spielverlauf des WM-Finales komplett überfordert, Jorge Burruchagas Lauf zum späten Siegtreffer hatte ich mit gerade acht Jahren einzig kindliches Geflenne entgegenzusetzen. Ich dachte eigentlich, für so etwas sei ich mittlerweile zu alt. Einerseits ist es ja ganz schön zu wissen, dass dieses simple Spiel mich auch 20 Jahre danach noch auf der Gefühlsebene anspricht. Andererseits frage ich mich, was wohl als nächstes kommen wird.
Heule ich los, wenn Jens Nowotny nachher als Mitglied des deutschen WM-Kaders vorgestellt wird? Wenn das Eröffnungsspiel gegen Costa Rica torlos bleibt? Wenn die Espresso-Dose leer ist, obwohl ich mich doch den ganzen Tag darauf gefreut habe? Wenn die Heizkostenabrechnung kommt? Wenn ein halbwegs sympathischer Kandidat bei "Wer wird Millionär?" an der 16.000-Euro-Frage scheitert?!?
Nein, ich reiße mich natürlich zusammen, wie mir das als Knabe wieder und wieder eingebläut wurde. Was sollen denn beispielsweise die Menschen aus Kaiserslautern sagen, die demnächst am Montagabend auf den Betzenberg klettern müssen? Ganz zu schweigen natürlich von jenen, die ernsthafte Probleme haben.
Hans-Dirk - Montag, 15. Mai 2006
wie jetzt?
so jetzt!
Christoph K,