Und überhaupt: Männer und ihre Eigenarten

Vergangene Woche wagte ich es, in einer eigentlich ganz unprekären Situation meine Assoziation ungefiltert kundzutun. "Wie Bambi", schoss es mir durch den Sinn und gleich anschließend durch die Lippen, als ein junger Kollege mich mit einem hilfesuchenden Blick aus großen, braunen Augen von seinem Rechnerarbeitsplatz aus mit einer Frage, die ich inzwischen wieder vergessen habe, ansprach, als ich durch die Tür kam. Das hätte ich besser nicht getan, denn sowohl der Betitelte als auch ein weiterer im Raum befindlicher junger Kollege schauten daraufhin leicht pikiert und deuteten meine durchaus freundlich gemeinte und keinesfalls abschätzige Bemerkung als Zweifel an der Männlichkeit des Fragenden. Im Laufe des Tages musste dieser sich gar noch mehrere Male mit diesem Titel aufziehen lassen und bisher ist ungeklärt, ob er ihn je wieder los wird!

Nun ist es eigentlich nicht unmännlich, Auskünfte einzuholen (auch wenn das Klischee vom Mann, der nie nach dem Weg fragt, nicht totzukriegen ist), und dass der Gute im Sitzen kleiner ist als ich im Stehen, was zu jenem reizenden Augenaufschlag von unten führte, der mich zum Vergleich mit einem lieblichen Rehkitz inspirierte (das doch in weniger als 90 Minuten immerhin zum Zwölfender-Hirschbock reift), kann ebenfalls nicht wirklich als Erklärung für diese Reaktion herhalten.

Männlichkeit - zu Zeiten Grönemeyers (1984) war das noch ein Thema, dachte ich. Spätestens seit unzweifelhaft männliche Idole wie Beckham Nagellack tragen, müsste sich eigentlich niemand mehr Gedanken machen, aufgrund still zerdrückter Tränchen oder sanfter Kulleraugen nicht mehr ins Beuteschema des anderen Geschlechts zu passen.

Aber weit gefehlt, wie eine kurze Recherche zum Thema ergab: "DIE Männlichkeit gibt es nicht mehr", stellt Rainer Volz irritiert fest, während kommerzielle Trendforscher bereits mit der Produktinnovation befasst sind und versuchen neue Leitbilder zu identifizieren.

Nicht einmal an mir ging der Begriff Metrosexualität im großen Medienrauschen unbemerkt vorbei. Und da Dirk zwar keine große Heulsuse ist, aber durchaus gerne kocht, rosa Hemdchen trägt und unglücklich wird, wenn er beim Camping mal nicht duschen kann, wandte ich mich interessiert an ein Ratgebermagazin für solche Fälle. Beim Test "Ist mein Freund metrosexuell?" landete er dann aber doch in der Kategorie "Der gute alte Männlich-Markante", und der Wirbel um den Begriff des Metrosexuellen legte sich dann auch schnell wieder. Fazit: Man(n) kann seine weiblichen Seiten mit ausreichend Bier und Fußball kompensieren...

Aber damit mir niemand nachsagt, ich würde junge Menschen zum Alkoholkonsum verführen (hüte dich, Bambi, dabei können schlimme Dinge passieren!), schreibe ich lieber noch ein Fazit, zu dem mir mal wieder die Lektüre von Wikipedia verholfen hat: Die Bezeichnung Männlichkeit wird manchmal synonym zum Begriff Virilität (oder Manneskraft) gebraucht. Und genau da liegt das Problem: Während unser Bild dessen, was männliches Verhalten ist, (erfreulicherweise!) dem sozialen Wandel unterliegt, gilt das für unser Bild dessen, was Zeugungsfähigkeit ausmacht, deutlich weniger.

Und während ich mich immer mal wieder über das soziale Verhalten meines Mitbewohners gewundert haben mag, so hatte ich doch bisher nie selten Grund an dessen Manneskraft zu zweifeln. Also, mach dir keine Sorgen, Bambi, so habe ich es wirklich nicht gemeint!
schanzentorte - 23. Mai, 17:03

Ich muss da mal kurz nachfragen: hat Dirk wirklich rosa Hemdchen??? Und ... gibt es da Beweise für? Das... naja, gut, er hat ja auch Ringelkleidchen...

Im Übrigen bin ich mit dem Schrecken davon gekommen, ich habe auch einen "guten alten Männlich-Markanten" zu Hause sitzen, aber ich hatte Schlimmeres befürchtet, da er Fußball scheiße findet :)

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