Schwellwerte
Es hat mich ja von Anfang an sehr interessiert, was für Auswirkungen die lokale Nähe auf den Respekt der Eigenständigkeit des Anderen hat.
Ich stelle fest, dass man mit der Zeit weniger darauf achtet, seine Sachen aus dem Weg zu räumen oder Orte so zu verlassen, wie man sie vorgefunden hat. Die Hemmungen sinken, ohne Ankündigung Fragen nach banalsten Dingen quer durch die beiden Zimmer zu brüllen. Manchmal ist man offenkundig schlechter Laune und lebt seine Wutanfälle gnadenlos aus (ja, nur ich, ich weiß).
Aber man fragt noch immer: "Darf ich herein kommen?", bevor man das Zimmer des Anderen betritt, sofern man nicht zuvor ausdrücklich eingeladen wurde. Und nie würde man sich ohne eine explizit rationelle Diskussion dem Bett des anderen nähern - erst recht nicht mit dem Ansinnen dort die Nacht zu verbringen. Stattdessen steht man da am Eingang, unvorteilhaft gewandet, verschämt auf die nackten Füße schauend und fragt: "Darf ich bei dir schlafen?" Genauso wie man früher gefragt hat: "Papa, krieg ich noch ein Eis?" Das gleiche Schmeicheln, das gleiche bange Hoffen und ausgeliefert Sein der Willkür eines Anderen. Nur dass Papa seinerzeit weniger Gründe hatte, einem den Wunsch zu verwehren... Das ist noch immer größerer Thrill als jeder Tatort.
Ich stelle fest, dass man mit der Zeit weniger darauf achtet, seine Sachen aus dem Weg zu räumen oder Orte so zu verlassen, wie man sie vorgefunden hat. Die Hemmungen sinken, ohne Ankündigung Fragen nach banalsten Dingen quer durch die beiden Zimmer zu brüllen. Manchmal ist man offenkundig schlechter Laune und lebt seine Wutanfälle gnadenlos aus (ja, nur ich, ich weiß).
Aber man fragt noch immer: "Darf ich herein kommen?", bevor man das Zimmer des Anderen betritt, sofern man nicht zuvor ausdrücklich eingeladen wurde. Und nie würde man sich ohne eine explizit rationelle Diskussion dem Bett des anderen nähern - erst recht nicht mit dem Ansinnen dort die Nacht zu verbringen. Stattdessen steht man da am Eingang, unvorteilhaft gewandet, verschämt auf die nackten Füße schauend und fragt: "Darf ich bei dir schlafen?" Genauso wie man früher gefragt hat: "Papa, krieg ich noch ein Eis?" Das gleiche Schmeicheln, das gleiche bange Hoffen und ausgeliefert Sein der Willkür eines Anderen. Nur dass Papa seinerzeit weniger Gründe hatte, einem den Wunsch zu verwehren... Das ist noch immer größerer Thrill als jeder Tatort.
Saskia - Dienstag, 28. Juni 2005
Nomaden