Veranstaltungshinweis

Theatersport-WM

In freudiger Erwartung neuer Topfkieker heute mal ein bisschen Werbung. Ist keine Bloglesung, macht aber trotzdem Spaß: Die Theatersport WM. Weitere Details zu hiesigen Matches hier. Und sollten sich lustige Geschichten mit unseren kolumbianischen Gästen ereignen, natürlich hier ;-)

Das Surfverhalten der Anderen

sauertopf_user

Mit rapide steigenden Zugriffszahlen haben wir einmal einen genaueren Blick auf unsere Nutzerstatistiken geworfen. Die Sauertopf-User lassen sich demnach in vier Gruppen unterteilen:
  • Nutzergruppe 1: Der urbane Typ. Single. Neigung zu Beschwerdemails, sobald das Thema Sex zu ausgiebig behandelt wird. Schwimmt gerne gegen den Strom, fährt aber wie etwa 75 % der User die Auflösung 1024x768. Zumeist selbst Blogger.

  • Nutzergruppe 2: Lebt in der Vorstadt oder kleinen Dörfern jenseits der Vorstadt. Internetnutzung zu teils absurden Zeiten. Konsumiert viel, kommentiert nie. Unkritisch, nimmt die Verschiebung von Themenschwerpunkten ohne großes Murren hin. Oft Besitzer eines Einfamilienhauses mit großem Garten.

  • Nutzergruppe 3 "arbeitet" in kleinen Blechcontainern unweit Saskias Büros und wird oft und gern mit possierlichen WM-Maskottchen oder Nachwuchshirschen aus Disney-Filmen verwechselt. Geringe Nutzung, scheint ebenfalls das interaktive Konzept eines Weblogs noch nicht durchschaut zu haben.

  • Nutzergruppe 4 schließlich heißt Daniel Kaiser, arbeitet freiberuflich für den NDR und erkundigt sich von Zeit zu Zeit mit Hilfe einer großen Suchmaschine, wo im weltweiten Netz ihr Name im Zusammenhang mit dem Wort "tagesschau" auftaucht. Ähnlich neugierig wie Nutzergruppe 1 - wahrscheinlich auch Single...
Allen Nutzergruppen danken wir dafür, dass sauertopf.twoday.net dort angekommen ist, wo es hingehört. Auf Platz 1263 der Liste der Top-Blogs! :)

Die Welt zu Gast bei Blitzmerkern

Der junge Mann mit dem wuchtigen gelb-rot-grünen Hut wirkt angespannt. Immer wieder schaut er auf die Uhr. Seine Haut ist so schwarz, wie mein Frühstückskaffee es selbst in meinen kühnsten Träumen nie gewesen ist. Ein gelbes Shirt mit einem dicken schwarzen Stern und dem kaum übersehbaren Schriftzug "Ghana" spannt über seinem Bauch und zwischen seinen Füßen balanciert er eine kleine Trommel. Auch sie ist farblich perfekt auf den Rest des Outfits abgestimmt.

Es ist kurz vor Vier und der Bus der Linie 3 quält sich nur langsam in Richtung Innenstadt. Ein paar Italiener sitzen ebenfalls in diesem Bus, einige mit offenen Bierdosen. Es riecht schon ein wenig nach Fanfest, klingt aber vielmehr nach Feierabend. Niemand spricht auch nur ein einziges Wort - ein weiteres Lehrstück hanseatischer Reserviertheit.

Plötzlich jedoch lehnt sich ein älterer Herr zum Afrikaner hinüber. Seit einigen Minuten schon schien es, als wolle er mit dem fremdartigen Fußball-Fan in Kontakt treten, als fehlten ihm aber schlicht und ergreifend die richtigen Worte für den Einstieg in einen gepflegten Small-Talk. Nun hatte er sie offensichtlich gefunden – und ließ den ganzen Bus teilhaben: "Bist für Ghana, was?!?"

Tip und Tap

Ich wusste doch, ich hatte dieses Bild zuvor schon einmal gesehen...

Tip-und-Tap-2006 Tip-und-Tap-1974

(Und wenn wir tatsächlich Weltmeister werden, kann meinetwegen auch ein 2,30 Meter großer Löwe ohne Beinkleid durch unser Viertel streunen - oder einer seiner Kollegen.)

WM-Euphorie

Mittlerweile glaube ich auch dran (obwohl die Lobhudelei des Herrn B. aus ARD nur schwer zu ertragen war). Und diese kollektive Lebensfreude streut sogar in alle Lebensbereiche - es geht nicht nur um schwarz-rot-gold und Ballacks Wade:
Heute, kurz bevor er beschwingt an den Fernseher enteilte, sagte mein Kollege B. etwas, das ihm in den letzten gemeinsam verbrachten vier Jahren nie eingefallen ist (oder das er wenigstens nicht geäußert hat): Saskia, Du siehst aber gut aus heute. Auf Nachfrage beschwor er, bei keinem Tippspiel verloren zu haben.

Miezhaus

Freitagabendunterhaltung:

(Saskia mit SZ-Magazin. Hans-Dirk mit Mexiko und Angola.)

HD: (beiläufig - um halt mal wieder was zu sagen) "Guck mal, da ist 'ne niedliche Katze in der Zeitung."
S: "Du bekommst auch eine, wenn wir irgendwann unser Reihenhaus haben."
HD: (skeptisch) "Die macht dann aber bestimmt alles dreckig und benimmt sich nicht."
S: "Den Einwand hatte ich jetzt eigentlich an einer anderen Stelle erwartet."
HD: "Ach ja... Aaaaah! Reihenhaus!!!"

Tapfer sein

Es sind ja nur vier Wochen. Und nur alle vier Jahre. Und eigentlich wollte ich tapfer sein und keine Anti-WM-Geschichten schreiben - aber wenn ich sowas lese, dann muss mir ein bisschen Neid und Wehmut gestattet sein... Ich verweise noch einmal auf "unseren" Zeitplan zum Vergleich.

Der Morgen danach...

... schmeckt manchmal anders:
So sehr Dirk und ich in vielen Ansichten übereinstimmen, so unterschiedlich ist unsere Haltung immer schon zum Thema Frühstück gewesen. Ich bevorzuge kaiserliche Mengen knuspriger Brötchen, während Dirk normalerweise nur nicht mehr herrschaftliche Mengen an schwarzem Kaffee konsumiert und allenfalls kleine Brötchen - "dann aber labbrige" weg mümmelt.
Wir haben gelernt mit diesen Unterschieden umzugehen, ich fühle mich nicht mehr schlecht, wenn ich das Dreifache verputze. Heute aber - völlig unvermutet - ein neuer Ansatz des Kostverächters: Zu seinem ersten Kaffeebecher knabberte er eine Ecke tiefgefrorenen Knoblauch!
Ich verneige mich hochachtungsvoll vor Hans-Türk I.

Sonntagmorgen, Teil II

Dialoge, die die Welt im Grunde nicht braucht, aber ob ihres neugierigen Wesens trotzdem gerne liest:

S: "Haben wir jetzt Sex?"
HD: "Ich bin irgendwie nicht in Stimmung."
S: (verführerisch gehaucht) "Dann leg' Dich doch einfach mal zu mir..."
HD: "Nein, nein! Keine körperlichen Tricks!"

"Morgens, wenn Sepp Blatter schläft"

Ich weiß noch nicht so genau, ob dieser Titel eher wie
  • Nightmare on Elm Street
oder wie
  • Das Ende eines Sommers von Rosamunde Pilcher
klingt. Auf jeden Fall ist in Deutschland und im Sauertopf der Ausnahmezustand ausgebrochen und das obige Zitat die durchaus ernst gemeinte Antwort auf die Frage, wann ich denn Dirk in den nächsten Wochen mal sehen werde...
typische WM-Woche Immerhin muss ich jetzt nicht anrufen, um herauszufinden, dass ich beim Spiel störe, sondern habe das abgebildete Tool zur Kalendersynchronisation zwischen Dirk, WM und mir.

Kaffeefahrt - the real thing



"Wie war Pfingsten?" schallt es mir dutzendfach im Büro entgegen.
"Ganz schön eigentlich. Und entspannt", antworte ich und schaue zu Boden, denn ich schäme mich fast dabei. Hier die offizielle Beichte Zusammenfassung:
Ich habe
  1. Pärchenurlaub zu sechst in einem Holzhaus gemacht,
  2. Urlaub 500 Meter Luftlinie von meinen Eltern entfernt verbracht,
  3. drei Tage offline gelebt,
  4. diverse Gesellschaftsspiele gespielt,
  5. drei verschiedene überregionale Zeitungen konsumiert,
  6. abends den Kamin und einen Haufe Teelichter entzündet und den Blick träumend in die Flammen versenkt,
  7. ein Frühstücksei dankend abgelehnt,
  8. täglich kilometerweit durch Wälder und Auen gewandert,
  9. Kaffee und Kuchen in einem kitschigen Café zu mir genommen,
  10. Minigolf gespielt. (Und gewonnen!)
"Ist entspannt in diesem Zusammenhang ein Synonym für langweilig?" fragt P.
Jetzt schäme ich mich richtig: "Nö, mir hat's gefallen."
Zwischen mir und den anderen Sollingurlaubern stehen nur noch Wanderstöcke und rentnerfarbene Schuhe. Diese feldweggrauen Latschen mit Lüftungslöchern.

O-Töne, Teil 10

To Pingsten ach wie scheun, mit Mama und Papa unterwegs. Selbstverständlich auf altbekannten Pfaden.

Das einzig Neue fasst Mama gekonnt zusammen: "Da ist jetzt so eine Drogenklinik in den alten Bauernhof eingezogen. Und nebenan betreiben die Junkies ein wirklich nettes Hofcafé. Die Leute da sind aber alle ganz gut in Schuss."

Und was ist mit "Dominus Iesus", Du Arsch?!?

Polnisch und katholisch - das gehört zusammen. Alles andere hat es daneben schwer. "Erst neulich wurde mein Sohn von seiner Lehrerin regelrecht zur katholischen Messe gezerrt. Und das, obwohl der Junge immer wieder schrie, dass er evangelisch ist", erzaehlt Piotr Zwak, der frühere Pastor von Mikolaiki (Nikolajken) in Masuren. Alltag der evangelischen Minderheit in Polen. (Daniel Kaiser, tagesschau.de .)

Daraus erklärt sich vielleicht die plötzliche Anspannung unseres Gastgebers am Donnerstagabend. Für einen lutheranischen Theologen scheint eine Ansprache des Papstes vor der protestantischen Gemeinde Warschaus ähnlich spannend zu sein wie das Finale einer Fußball-Weltmeisterschaft. Das polnische Fernsehen berichtet live aus der nur wenige Kilometer entfernten Trinitatis-Kirche, der Lutheraner sitzt erwartungsfroh auf seinem Drehstuhl - sogar ein Bier steht auf dem Schreibtisch. Der Anpfiff erfolgt pünktlich um 19:00 Uhr.

Wir-gucken-Papst

Was auch immer die gewandeten Gestalten auf dem Bildschirm von sich geben, was immer unser Gastgeber gerade über seinen Kopfhörer erfährt, er lebt es mit. "Gut gesagt" oder "ja" lauten zunächst noch die knappen Kommentare. Kommt der Ökumeneprozess an diesem Tag entscheidend voran? Teilt der alte Ratzinger gar hier und heute der protestantischen Welt mit, dass er sie künftig mit anderen Augen sehen werde?

(Nein.)

Unerwartet wird es laut im Raum. "Und was ist mit 'Dominus Iesus', Du Arsch?!?" Dem verärgerten Religionstheoretiker bleibt nur der schnelle Griff zum Bier. Die drei Nicht-Theologen schauen sich derweil entgeistert an. Beim Public Viewing wird man ähnlich derbe Zwischenrufe in den kommenden Wochen mit Sicherheit zu hören bekommen, aber wer rechnet schon mit so etwas, wenn ein künftiger Pastor sich einen Gottesdienst anschaut?

Vielleicht ist wirklich alles nur eine Frage der Leidenschaft. Vielleicht verroht der Mensch auch durch das intensive Studium der Bibel. Oder aus dieser Anekdote lässt sich überhaupt nichts ableiten…

Spirtituelles Wochenende

Ja, richtig, es war Himmelfahrt. Und stilecht nutzten wir den damit verbundenen freien Tag, um u.a. einen angehenden Theologen in Warschau zu besuchen.

Warschau-06

Mit dieser Reiseroute waren wir leider nicht allein: Auch der Papst befindet sich derzeit auf Polentournee. Dass zu diesem denkwürdigen Anlass das ganze Land mit weiß-gelben Fähnchen und Benedikt-Postern geschmückt war, trug noch eher zur feierlichen Atmosphäre unserer Ankunft bei. Allerdings mussten wir bald erfahren, dass es noch weitere Auswirkungen der geistlichen Präsenz gab: nämlich die vollkommende Abstinenz weltlicher Spirituosen. Ein Land, das bis heute nicht in der Lage ist haltbare Straßen zu bauen, setzte völlig problemlos eine dreitägige kollektive Ausnüchterung durch. Nicht einmal in gehobener Restauration war ein Bier zu bekommen.

Glücklicherweise sind wir ja deutsche Vorratsdenker und außerdem im Gegensatz zu den Polen an christliche Ladenöffnungszeiten gewöhnt, so dass wir dem allgemeinen Wahnsinn wenigstens in der Küche der Gastgeber entkommen konnten. Aber am Ende des letzten Papstbesuchstages in der Hauptstadt konnten wir uns um kurz vor Mitternacht wieder versöhnlich mit den Eingeborenen in die Schlange vor dem 24h-Shop einreihen, um uns auf normalgeistigem Niveau zu vereinen.

O-Töne, Teil 9

Bekanntlich kann man Männern wunderbar schmeicheln, indem man ihnen nicht nur Komplimente über ihre Manneskraft, sondern auch über ihre Muskelkraft macht.
Ich: " Wow, beeindruckend, wie du mich eben souverän über dir umgedreht hast."
Er: "Tja, wegen Dekubitus musst du dir keine Sorgen machen."

Und überhaupt: Männer und ihre Eigenarten

Vergangene Woche wagte ich es, in einer eigentlich ganz unprekären Situation meine Assoziation ungefiltert kundzutun. "Wie Bambi", schoss es mir durch den Sinn und gleich anschließend durch die Lippen, als ein junger Kollege mich mit einem hilfesuchenden Blick aus großen, braunen Augen von seinem Rechnerarbeitsplatz aus mit einer Frage, die ich inzwischen wieder vergessen habe, ansprach, als ich durch die Tür kam. Das hätte ich besser nicht getan, denn sowohl der Betitelte als auch ein weiterer im Raum befindlicher junger Kollege schauten daraufhin leicht pikiert und deuteten meine durchaus freundlich gemeinte und keinesfalls abschätzige Bemerkung als Zweifel an der Männlichkeit des Fragenden. Im Laufe des Tages musste dieser sich gar noch mehrere Male mit diesem Titel aufziehen lassen und bisher ist ungeklärt, ob er ihn je wieder los wird!

Nun ist es eigentlich nicht unmännlich, Auskünfte einzuholen (auch wenn das Klischee vom Mann, der nie nach dem Weg fragt, nicht totzukriegen ist), und dass der Gute im Sitzen kleiner ist als ich im Stehen, was zu jenem reizenden Augenaufschlag von unten führte, der mich zum Vergleich mit einem lieblichen Rehkitz inspirierte (das doch in weniger als 90 Minuten immerhin zum Zwölfender-Hirschbock reift), kann ebenfalls nicht wirklich als Erklärung für diese Reaktion herhalten.

Männlichkeit - zu Zeiten Grönemeyers (1984) war das noch ein Thema, dachte ich. Spätestens seit unzweifelhaft männliche Idole wie Beckham Nagellack tragen, müsste sich eigentlich niemand mehr Gedanken machen, aufgrund still zerdrückter Tränchen oder sanfter Kulleraugen nicht mehr ins Beuteschema des anderen Geschlechts zu passen.

Aber weit gefehlt, wie eine kurze Recherche zum Thema ergab: "DIE Männlichkeit gibt es nicht mehr", stellt Rainer Volz irritiert fest, während kommerzielle Trendforscher bereits mit der Produktinnovation befasst sind und versuchen neue Leitbilder zu identifizieren.

Nicht einmal an mir ging der Begriff Metrosexualität im großen Medienrauschen unbemerkt vorbei. Und da Dirk zwar keine große Heulsuse ist, aber durchaus gerne kocht, rosa Hemdchen trägt und unglücklich wird, wenn er beim Camping mal nicht duschen kann, wandte ich mich interessiert an ein Ratgebermagazin für solche Fälle. Beim Test "Ist mein Freund metrosexuell?" landete er dann aber doch in der Kategorie "Der gute alte Männlich-Markante", und der Wirbel um den Begriff des Metrosexuellen legte sich dann auch schnell wieder. Fazit: Man(n) kann seine weiblichen Seiten mit ausreichend Bier und Fußball kompensieren...

Aber damit mir niemand nachsagt, ich würde junge Menschen zum Alkoholkonsum verführen (hüte dich, Bambi, dabei können schlimme Dinge passieren!), schreibe ich lieber noch ein Fazit, zu dem mir mal wieder die Lektüre von Wikipedia verholfen hat: Die Bezeichnung Männlichkeit wird manchmal synonym zum Begriff Virilität (oder Manneskraft) gebraucht. Und genau da liegt das Problem: Während unser Bild dessen, was männliches Verhalten ist, (erfreulicherweise!) dem sozialen Wandel unterliegt, gilt das für unser Bild dessen, was Zeugungsfähigkeit ausmacht, deutlich weniger.

Und während ich mich immer mal wieder über das soziale Verhalten meines Mitbewohners gewundert haben mag, so hatte ich doch bisher nie selten Grund an dessen Manneskraft zu zweifeln. Also, mach dir keine Sorgen, Bambi, so habe ich es wirklich nicht gemeint!

Männer weinen nicht!

In diesem Jahrtausend haben mich genau zwei Ereignisse zum Weinen gebracht. Dabei wird den meisten Jungen doch bereits in frühester Kindheit vermittelt, dass der einzig akzeptable Wert pro Millennium deutlich darunter liegen müsse. Die Null muss stehen! Männer weinen nicht! Ein hinterhältiges Staubkorn unter der Kontaktlinse oder böse Zahnschmerzen seien ausdrücklich ausgenommen, einzig emotional bedingter Tränenfluss geht in diese sehr persönliche Statistik ein.

WeinenVor vier Jahren teilte mir meine langjährige Freundin mit, sie lege künftig keinen Wert mehr auf unsere Partnerschaft - umso mehr allerdings auf einen anderen Kerl. Nein, da konnte ich wirklich nicht mehr anders. Der zweite Anlass kommt vergleichsweise bescheiden daher: Ich habe am Samstag ein paar Tränen verdrückt, weil mein Verein die direkte Qualifikation für die Champions League verpasst hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Man rechnet ja mit vielem vor einem solchen Endspiel. Dass Ailton nicht seinen besten Tag erwischt. Dass der überragende Miroslav Klose irgendwann richtig steht und das Siegtor erzielt. Dass die Bremer Spieler sich dann vor der Gästeecke genüsslich von ihrem Anhang feiern lassen. Ein unerträgliches Freudenfest in Grün und Weiß. Man malt sich solche Bilder bis ins kleinste Detail aus, damit sie später weniger schmerzen. Aber dass es einen so sehr berührt, wie die enttäuschten Hamburger sich nach dem Abpfiff beim Publikum für die Unterstützung bedanken? Dass man mit feuchten Augen in der AOL-Arena steht, weil der Hamburger SV "nur" Dritter ist?

Erst ein einziges Mal überhaupt hatte ich wegen eines Fußballspiels geweint. Im Sommer 1986 hatte mich der Spielverlauf des WM-Finales komplett überfordert, Jorge Burruchagas Lauf zum späten Siegtreffer hatte ich mit gerade acht Jahren einzig kindliches Geflenne entgegenzusetzen. Ich dachte eigentlich, für so etwas sei ich mittlerweile zu alt. Einerseits ist es ja ganz schön zu wissen, dass dieses simple Spiel mich auch 20 Jahre danach noch auf der Gefühlsebene anspricht. Andererseits frage ich mich, was wohl als nächstes kommen wird.

Heule ich los, wenn Jens Nowotny nachher als Mitglied des deutschen WM-Kaders vorgestellt wird? Wenn das Eröffnungsspiel gegen Costa Rica torlos bleibt? Wenn die Espresso-Dose leer ist, obwohl ich mich doch den ganzen Tag darauf gefreut habe? Wenn die Heizkostenabrechnung kommt? Wenn ein halbwegs sympathischer Kandidat bei "Wer wird Millionär?" an der 16.000-Euro-Frage scheitert?!?

Nein, ich reiße mich natürlich zusammen, wie mir das als Knabe wieder und wieder eingebläut wurde. Was sollen denn beispielsweise die Menschen aus Kaiserslautern sagen, die demnächst am Montagabend auf den Betzenberg klettern müssen? Ganz zu schweigen natürlich von jenen, die ernsthafte Probleme haben.

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