Würde vor dem ersten Kaffee

Normalerweise habe ich ja morgens morgens die Alleinherrschaft. Gestern allerdings hatte sich Dirk aus mir unbekannten Gründen (ich vermute stark, dass es etwas mit der seit drei Wochen bekannten Deadline zu tun hatte...) bereits fünf Minuten nach mir erhoben. Dabei hatte er wohl nicht bedacht, dass zu dieser Zeit nicht - wie er es sonst gewöhnt ist - der Kaffee schon durchgelaufen ist. Auf offensichtlich etwas wackeligen Beinen stand er in der Küche, mit beiden Händen aufgestützt auf der kurzen Rückenlehne einer unserer Kafffeebarhocker, und vermittelte sogar noch in Unterwäsche das Bild eines etwas lädierten, aber ehrenwerten Staatsmannes (lag bestimmt an dieser unglaublich intellektuellen Brille auf der Nase). Ich mag es immer noch ihn morgens zu sehen. Mir fiel allerdings nichts besseres ein als in einer Charmeinitiative zu kommentieren: Wie Du da schon wieder hängst!
Verschlafen runzelte sich die Denkerstirn über der Brille und das Männchen im Halbschlaf fragte irritiert zurück:
Ich Hengst?

Ein großer Schritt für die Menschheit

Oft schon habe ich mich gefragt, ob wohl andere Espresso-Liebhaber überzeugendere Techniken entwickelt haben, die Kanne nach vollbrachter Suchtbefriedigung wieder in ihre drei Bestandteile zu zerlegen. Bemühte ich – als eher feingliedriger Genießer – zunächst noch meine dürren Ärmchen, zerkratzte ich später auf der Suche nach der Lösung dieses Problems sogar unsere Edelstahlspüle – und verzweifelte dennoch allzu oft an den verschraubten Metalltöpfen.

Espresso

Nun jedoch scheine ich eine Methode gefunden zu haben, die zuverlässig und ohne große Beschwerden zum Ziel führt: die Schritt-Technik (Abb. 1). Dabei klemmt man die Kanne zwischen seine Oberschenkel – unbedingt darauf achten, dass das Gefäß nicht mehr heiß ist! –, und dreht beidhändig. (Klar, das sieht reichlich debil aus, ist aber immer noch deutlich männlicher als die Anschaffung eines dieser sündhaft teuren Vollautomaten.)

Wie macht Ihr's?

Nachspiel

Er: "Das Fernsehprogramm am Sonntagabend gibt überhaupt nichts her."
Sie: "Tja, dann müssen wir Sex haben."
Er: "Ach, das ist so - müüühsam."

Vorspiel

Niemand käme auf die Idee, Dirk seine Qualitäten als Alleinunterhalter abzusprechen. Und das funktioniert bei Frauen bekanntlich sehr gut. Natürlich hat er noch andere Qualitäten, die ich keinesfalls negieren möchte. Schwierig wird es erst bei der Kombination dieser Talente:
Sonntagmorgen läuft die Wiederholung dieser unsäglichen Hape-Kerkeling-Show "Let's dance", und zu den Klängen einer "wunderbaren Rumba" (Urteil der Jury) darf ich mich an einem völlig übertrieben hüftwackelnden Strip weiden, der mir den Atem verschlägt - vor Lachen!
An den Übergängen zwischen Lach- und ekstatischen Krämpfen kann ich echt noch arbeiten...

Weiterbildung

Im Interesse unserer beiden Leser und primär im eigenen Interesse waren wir gestern auf einer Bloglesung. Es war eine gelungene Veranstaltung.
Als interessanter Nebenaspekt dieser Real-Life-Erfahrung war zu beobachten, wie die Teilnehmer mit ihrer Affinität zum Medium umgehen. Wir haben dabei einen völlig neuen Trend entdeckt: Während ich mir noch heute irgendwie privilegiert und auf der Höhe der Zeit vorkomme, wenn ich Unbedarften erkläre, was ein Weblog ist und dass ich so etwas nicht nur vom Hörensagen kenne, ist die Community da schon weiter. Man versucht bewusst, das Wissen um moderne Technik herunterzuspielen. Zwei kleine Anekdoten von gestern Abend:
  1. Die erstaunlich kurz gehaltene Einleitung des Herrn Paulsen beinhaltete die ironisierte Frage, ob wohl "normale" Leute anwesend seien, was weitgehend höflich beschwiegen wurde.
  2. Viel schöner war die zweite Glanzleistung des besagten Herrn, der beiläufig erwähnte, dass ein Autor beruflich als ['u:niks] Operator tätig sei. Wie charmant! Als handele es sich um ein ihm bisher unbekanntes Derivat einer Tütensuppe.
Und ich fühle mich schon wieder auf der Höhe der Zeit, wenn ich diesem neuen Trend des bewussten Herunterspieles der eigenen Techniklastigkeit eine eigene Bezeichnung aufdrücke: Undernerdment - ein echtes Wortgeschenk für einen schönen Abend. (Dass Dirk nur zwei Drittel davon erlebte, ist nicht den Vortragenden anzulasten, sondern nur dem Ruf seiner diversen anderen Talente: Gin Tonic und "Bandprobe".)

Themenkonferenz

Gespräch am Frühstückstisch.
"Einem unserer Leser geht es ja zu viel um Sex im Sauertopf."
Dirk zeigt Verständnis: "Es ist ja tatsächlich so, dass man überall und ständig mit diesem Thema konfrontiert wird, ob man will oder nicht. Man kann diesem riesigen Sex-Kometen ja gar nicht mehr ausweichen!"
Während ich noch nach einer angemessenen, beschwichtigenden Antwort suche, macht sich ein Grinsen über seiner Kaffeetasse breit:
"Nur diesen Sommer ist alles besser - der WM-Komet ist noch dicker!" und mümmelt zufrieden sein Weltmeisterbrötchen.

Sonntagabend

Nachdem sich ja keiner aufraffen konnte hier eine weitere nette Anekdote zum eben nicht Thema:

Dirk zappelt ein wenig unter der Bettdecke, während er Billard auf Eurosport guckt.
Ich: "Na, Zuckungen im Unterleib?"
Er, gebannt auf den grünen Filz starrend: "Hm, Hummeln in der Hose."
Ich: denke mir, da geht vielleicht was und strecke vorsichtig meine Hand aus.
Er: "Nicht tothauen."

Ende.

Saskia allein zu Haus

Am anderen Ende der Stadt muss gerade Halbzeitpause sein - Gelegenheit für diesen Dialog:

[21:44] Hans-Dirk: Na, haben die Tortilla Wraps geschmeckt? ;)
[21:44] Hans-Dirk: Oder gab's Rösti?
[21:44] Saskia: Oh, falsch, die habe ich gar nicht gesehen!
[21:44] Saskia: Rösti sind gar nicht da.
[21:45] Hans-Dirk: Öko-Rösti?
[21:45] Saskia: Es gab die "Scheißgemüseburger" und Pommes.
[21:45] Hans-Dirk: Yippie! :*
[21:45] Saskia: Das sind Kartoffelpuffer, das ist etwas grundlegend anderes.
[21:45] Hans-Dirk: Ah! (Ich habe den "blöden Marlin" gegessen.)

Hauptsache, man kann miteinander reden.

Hasta la vista, baby!

Betriebssysteme und Sex sind unterschiedlich beliebt: Während Individuen, die keinen Sex haben, sich regelmäßig danach sehnen, wünschen meist jene, die ein Betriebssystem haben, sie hätten keines. Verfluchte Bestien!

(Für den Fall, dass sich der Leser über diesen ungewöhnlich tiefsinnigen Einstieg wundert: Nach den erschreckend niedrigen Klickzahlen im Monat März gab Saskia die Anweisung, dass neue Beiträge nach Möglichkeit unmittelbaren Beischlafbezug aufweisen oder zumindest das Schlagwort "Sex" enthalten sollten. Ja, so läuft's im E-Business.)

Ich hatte mich entschieden, mein XP mittels Service Pack 2 auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Nach der Installation bat mich mein Rechner, das System doch bitte neu zu starten. Nichts Ungewöhnliches, dachte ich und klickte vertrauensvoll auf den OK-Knopf.

"Windows se esta cerrando" war dann das Letzte, was Bill Gates mir auf dem hellblauen Bildschirm mitteilte. Und als ich noch rätselte, seit wann mein Windows Spanisch spricht, und mich fragte, ob Arnold Schwarzenegger in seiner Parade-Rolle als zeitreisender Brutalo-Cyborg mit Herz nicht auch mit diesem Text Berühmtheit hätte erlangen können, meldeten sich die Reste des Betriebssystems.

Nein, hochfahren sei künftig nicht mehr. Ja, der Fehler sei bekannt, aber reparieren gehe leider auch nicht. Wollen Sie jetzt eine Neuinstallation starten?

Auch wenn ich jetzt ein brandneues System habe und auf diesem Weg endlich die zugemüllte Festplatte entrümpeln konnte: Finger weg vom Service Pack 2!

Vorschau

Es ist Sonntagmorgen. Der erste Kaffee ist durch, das Wetter ähnlich berauschend wie gerade. Phoenix hat nicht gerade eine seiner Sternstunden der Dokumentation sibirischer Alltagstraditionen, sondern zeigt in der vierten Wiederholung Maximilian Schell, der bedeutungsvoll als Möchtegernmönch durch schlechte Kulissen wandelt und über das Seelenleben König Davids philosophiert. Arbeit kommt nicht in Frage.

Es gibt eigentlich nur einen ehrenhaften Ausweg aus dieser Situation... Aber wie?

Katze oder Marmeladenbrot?
Wer soll oben liegen?

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Hans-Dirk

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Saskia


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Created by Saskia on 22. Apr, 20:39.
This poll was closed on 23. Aug, 22:20.

Der grüne Schlafanzug

Es ist ja immer wieder beruhigend, wenn andere Leute, die man eigentlich sehr schätzt, sich noch seltsamer benehmen als man selber. Während ich also meine Skrupel überwinde, nach einem nicht eben produktiven Tag (wenn man vom Kauf eines Kleides für die Hochzeit meiner Freundin einmal absieht, was natürlich in gewisser Weise auch eine beachtliche Leistung ist) auch noch willentlich in ein Besäufnis zu starten, findet (vor etwa zehn Minuten) folgendes Telefonat zwischen Dirk und P. statt:

D: Hej, hast du Lust auf eine kleine Party? Du kannst wieder Bier zapfen.
P: Das klingt verlockend, aber dafür müsste ich - hm - irgendwie aufstehen...

Die Geschichte ist umso beeindruckender, wenn man weiß, dass ich P. bereits um 11:45 Uhr angerufen hatte, um ihn zum Mittagessen einzuladen - was auch schon scheiterte, weil er noch derart verpennt war, dass an einen Aufbruch innerhalb einer halben Stunde nicht zu denken war.

Feiertagsromantik

Wir könnten doch eigentlich noch Sex haben, bevor der "Doppelpass" anfängt. Wohlgemerkt, sagt sie.

Dating

Sie: Ich kann immer.
Er: Da nagel ich dich drauf fest.
Zwei arglose Menschen beim Versuch sich zu verabreden.

Befindlichkeiten

Anlässlich der Rückkehr aus dem Land, wo der Kaffee wächst, gibt es mal wieder ein neues hübsches Layout für den Sauertopf. Danke an Dirk, den Künstler unter uns (Saskia, Du bist einfach nicht kreativ).Aber Kunst aus dem FFF!
Wenn man aus diesem Anlass das ganze mit wachen Augen betrachtet, fällt auf: Sauertopf hat Geburtstag - ein Jahr Premiumcontent liegt hinter uns. Und damit stehen wir an einem geeigneten Punkt für den Blick zurück. Oder gar einem Wendepunkt?
Ich gebe zu, dass meine romantischen Erwartungen an Ausweitung der Kampfzone, Putzschlachten bis aufs Schwämmchen, mitternächtliche Zeichen der Zuneigung und Sonntagmorgenskaffee nicht annähernd so dramatisch erfüllt wurden, wie ich es mir ausgemalt hatte. Und noch viel weniger von so eindrücklicher Bedeutung waren, dass es immer für Premiumcontent gereicht hätte.
Aber letztlich können 1200 Leser nicht irren (und das Programm zum Glück nicht unterscheiden, wie viele davon selbst generiert sind), und so rufe ich einfach die Diversifizierung aus! Ich habe schließlich nicht nur Befindlichkeiten zum häuslichen Zusammenleben. Die werden jetzt gnadenlos in den gleichen Topf geworfen! Bitte sehr.

Kaffeefahrt, Teil 8

San Jose, nicht nur Hauptstadt Costa Ricas, sondern auch der Bittsteller - wir wurden zumindest mit offenen Haenden empfangen. Dabei ist ja gar nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand offen und ehrlich seine Mitmenschen um finanzielle Hilfe bittet. Was jedoch nach einer Weile kolossal nervt, sind jene abenteuerlichen Geschichten, die offensichtlich bevorzugt hellhaeutigen Touristen erzaehlt werden. Mal ging angeblich das Gepaeck verloren, mal muss die Grossmutter schnell ins Krankenhaus. Oft langatmige Erlaeuterungen mit stets der gleichen Pointe: Brauche Geld!

In dieser Tradition erzaehlte uns gestern ein recht abgerissener Tico davon, dass er ueberraschend aerztlich behandelt werden musste, nun allerdings kein Geld mehr fuer die Fahrkarte nach Hause habe. Waehrend er noch mit einem dubiosen medizinischen Dokument wedelte, um seine Glaubwuerdigkeit zu staerken, waren Saskia und ich bereits um die naechste Ecke verschwunden. Genau dort begann eine der absurdesten Szenen, die ich je gesehen habe.

Hektisch fuchtelte dort ein Mann mit einem langen Metallstab zwischen Seitenscheibe und Fahrertuer eines PKWs herum und wirkte dabei nicht unbedingt so, als sei er befugt, sich auf diese Weise Zutritt zum Innenraum zu verschaffen. Ehe die Tuer aufspringen konnte, betrat jeder Tico, der uns eben noch um ein paar Colones gebeten hatte, die Buehne und ging mit seinem Attest auf den Kerl ohne Autoschluessel zu - woraufhin dieser von seinem Vorhaben abliess und sich geduldig des Mannes Problem anhoerte. Der Schnorrer, der den Autoknacker von der Arbeit abhaelt - was klingt, als haetten die wirren Koepfe von Monty Python hier Regie gefuehrt oder als saehen wir eine Szene mit Christa und Clemens in Hoechstform, ist tatsaechlich so in San Jose geschehen.

Und gaenzlich untypisch fuer die Stadt ist diese Anekdote wohl auch nicht. Wenn man zuvor am einsamen Strand von Uvita oder einem Wanderweg in den Bergen die ueberwaeltigende Schoenheit dieses Landes genossen hat, ist der Kontrast besonders stark. In San Jose scheint niemand Geduld zu haben, zwischen Muell und Autolaerm wickeln die Menschen hier ihre Geschaefte ab. Alles bekommt man hier entweder ein wenig teurer oder ein wenig billiger als in den uebrigen Teilen des Landes.

Was mich in anderen Grossstaedten noch eine ganze Weile fasziniert hat, dieses lebendige Treiben auf der Strasse, verliert in San Jose leider recht schnell seinen Reiz. Dafuer ist die Tico-Metropole wieder nicht gross, nicht vielfaeltig genug.

Umso erfreuter waren wir, dass momentan das "Festival der Kuenste" stattfindet und trotteten abends gemeinsam mit Tausenden Einheimischen in den Sabana-Park. Das versprochene "Spektakel" fand jedoch eher wenig Zuspruch. Ein franzoesisches Ensemble ruderte in immer wieder neuen Kostuemen zu den leisen Klaengen eines Glockenspiels kreuz und quer ueber den grossen See des Naherholungsgebiets. Kuenstlerisch hoechst anspruchsvoll, aber nicht einmal im Ansatz massentauglich. Erst recht nicht in San Jose, wo die Begeisterung des Volkes mit der Lautstaerke einer Veranstaltung zu wachsen scheint. Zugegebenermassen: Auch Saskia und ich sind vorzeitig gegangen...

Wir hatten unser "Spektakel" schliesslich doch noch: Auf dem Heimweg gaben wir im Supermarkt eine Pfandflasche ab und ueberrumpelten damit den jungen Mann an der Kasse greundlich. Ahnungsloses Gesicht, Geschaeftsfuehrer rufen, Situation schildern, gemeinsam die Abfrageprozedur im Computersystem ueberstehen und erleichtert abklatschen! Dann das Eingestaendnis: "Nun, dass Pfandflaschen tatsaechlich zurueckgebracht werden, kommt nur selten vor. Sehr selten."

In der friedlichen Vorstadt Heredia werden wir in den kommenden eineinhalb Tagen den Urlaub ausklingen lassen, morgen stehen noch ein Besuch im Meereskundemuseum sowie der Interviewtermin mit Paulo Wanchope, Rekordtorschuetze der Nationalelf Costa Ricas, an. Und natuerlich mindestens eine Portion Reis mit Bohnen.

San José, Plaza de la Cultura

Kaffeefahrt, Teil 7

"Da guckte gerade 'ne Schlange aus meinem Rucksack."

Badeurlaub in Uvita, einem kleinen Dorf etwa 40 Kilometer suedwestlich von San Isidro, eine Entfernung, die hier uebrigens gut und gerne zwei Busstunden entspricht: Ich wollte gerade beklagen, dass der Pazifik viel zu warm sei, als dass er das Adjektiv "erfrischend" verdient haette - ja, unsere Sorgen muesste man haben ;) -, als ich Saskias entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte. Mit zittrigen Haenden spielte ich dann wenig ueberzeugend den furchtlosen Helden und durchsuchte das Gepaeck nach dem beinlosen Stoerenfried. Letztlich fand er sich unter der Bank, aud der wir eben noch gesessen hatten - ein kaum einen halben Meter langes, hellgruenes Reptil, das interessiert unter einer Baumwurzel hervorlugte. (Um ehrlich zu sein: Die Mimik einer Schlange gibt nicht allzu viel her, genauso gut haette ich sie gelangweilt, verschlagen oder unglaublich tumb nennen koennen.)

Der grosse Vorteil: Wer nicht den Hauch einer Ahnung von diesen Tieren hat, kann sich vorzueglich einreden, er sei gerade knapp dem Tode entronnen. Und das Eis, das er ein paar hundert Meter weiter - ungestoert - geniesst, schmeckt gleich noch ein wenig leckerer...

Eineinhalb Tage spaeter am Cerro Chrirripo, der mit fast 3900 Metern hoechsten Erhebung Costa Ricas: Um 5:00 Uhr morgens klingelte der Wecker - keineswegs ein Einzelfall in den vergangenen drei Wochen. Trotz der hohen Temperaturen hat der Tag hier eben nur zwoelf Sonnenlichtstunden, die optimal genutzt sein wollen. Ganz hinauf zum Gipfel liess man uns allerdings nicht, da wir die erforderlichen Reservierungen fuer das Uebernachtungscamp nicht getaetigt hatten, doch auch als Tagesausflugsziel ueberzeugte der Chirripo. Ueberraschenderweise schmerzten anschliessend die Arme beinahe mehr als die Beine oder Fuesse - vom staendigen Umsichschlagen, um wenigstens einen kleinen Teil der Muecken und Kaefer auf Distanz zu halten. Entspannung nach der 20 km-Wanderung (von 1300 Meter auf 2600 Meter und zurueck) fanden die mueden und zerstochenen Glieder schliesslich in einem schoenen Thermalbad, gegen dessen heisses Wasser ploetzlich sogar der Pazifik eiskalt erschien. Reis mit Bohnen und Cerveza - und gute Nacht! Schliesslich sollte der Wecker bald wieder klingeln.

Heute sind wir in San José angekommen. Auf den ersten Blick ein Halbmillionen-Moloch mit maessiger Luftqualitaet und aehnlich geringem Sicherheitsempfinden. Wir werden waehrend der anstehenden Feierlichkeiten (Dia de San José) auf der Hut sein...

PS: Gestern Abend haben wir in San Gerardo de Rivas einen Typen mit einem "Hertie Neukoelln"-Jutebeutel gesehen. Mann, sah der vielleicht abgerissen aus..

Uvita KF7_2 Uvita Blick vom Cerro Chirripó

Kaffeefahrt, Teil 6

Ploetzlich klebte sie mit ihren vier Pfoten am gelbgrauen Gestein des Vulkans Rincon de la Vieja und aehnelte dabei auffallend dem kleinen Gecko, der gestern noch an unserer Zimmerdecke hing. "Ich will nicht wegwehen", dramatisierte Saskia - wie ueblich - die Situation. Die letzten Meter zum Gipfel waren gewiss ungemuetlich; es war kalt, windig und regnerisch, dazu noch so bewoelkt, dass man kaum das schweflig gelbe Geroell unter den eigenen Fuessen sehen kann. In Gefahr waren wir indes nie wirklich.

Auch wenn der versprochene spektakulaere Blick in den Krater bei diesen Bedingungen natuerlich entfiel, hatte sich der anstrengende Aufstieg gelohnt. Von etwa 700 auf 1.900 Meter - von drueckenden 35 Grad auf "Ich will nicht wegwehen". Mit dem Klima veraenderte sich auf regelmaessig das Gesicht des Waldes, durch den der kleine Pfad stetig bergauf fuehrte, vorbei an schuechternen Schlangen und riesigen Schmetterlingen, bis schliesslich jegliche Vegetation kapitulierte und jene unwirtliche Felsrampe vor uns lag. Ein ueberraschend angenehmes Gefuehl, mal wieder zu frieren! (Wenn das Bild, das ein Arbeitskollege Saskias gestern geschickt hat - etwa eine Million weisser Pixel -, tatsaechlich die momentane Wetterlage in der Heimat wiedergibt, habt ihr dieses Gefuehl ja zur Genuege...)

Ein wunderbarer Nationalpark, der den Besucher eindrucksvoll daran erinnert, dass unser Planet mitnichten ein kuehles, massives Innenleben hat. Ueberall findet man kleine Schlammloecher, in denen ein uebelriechendes Sueppchen koechelt. (Grund- oder Regenwasser war einst durch feine Risse in tiefere, heissere Erdschichten gelangt und bahnt sich nun im gasfoermigen Zustand seinen Weg an die Oberflaeche.) Eine schweflige Wolke haelt sich hartnaeckig ueber dem Gelaende. Willkommen im Tektonik-Wunderland!

Aehnlich hartnaeckig haelt sich seit gestern auch "Listen to Your Heart" (Roxette) in meinem Ohr. Der Rueckweg nach Liberia - etwa 16 Kilometer auf der Rueckbank eines Jeeps ueber eine Schlaglochpiste, die den Namen Strasse nicht einmal ansatzweise verdient hatte - waere schon anstrengend genug gewesen. Doch zu allem Ueberfluss berieselte uns waehrend der guten Stunde (!) Fahrt eine costaricanischer Schnulz-Radiosender. In voller Lautstaerke - Ehrensache fuer einen Tico, der sich nur allzu gern von einer mitreisenden Kanadierin animieren liess, am Knoepfchen zu drehen...

Tags zuvor hatte es bereits den urlaubsobligatorischen Besuch eines Erstligaklubs gegeben. In der Mittagshitze von Liberia stieg "el classico" - wie der Stadionsprecher den etwa 500 Zuschauern auf der einzigen Tribuene des Stadions versicherte - zwischen den lokalen Helden und ihren Rivalen aus dem nicht weit entfernten Santa Cruz. Ein deutliches 3:0, von dem zu einem spaeteren Zeitpunkt und an anderer Stelle gewiss noch ein detaillierterer Bericht folgen wird.

PS: Auf langatmige Beschreibungen einer weiteren traumhaften Bucht - Palmen, Sonne, Ozean, kuehles Bier - soll an dieser Stelle bewusst verzichtet werden. Fuer die Fraktion mit dem Diercke-Weltatlas die Reiseroute: Puntarenas - Playa Naranjo - Nicoya - Playa Samara - Nicoya - Liberia.

Der Freistuss aus Costa Rica!

Rincon de la Vieja NP Rincon de la Vieja Liberia - Santa Cruz 3:0

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