Weihnachtsansprache

Liebe Bundesnutzergruppen,

die überwältigenden Zugriffszahlen des Vorjahres bestätigen uns darin, den Weg zum multimedialen Lifestyle-Portal konsequent weiterzugehen.

HS_W06

Auch im hohen Norden wird regelmäßig christlich gefeiert. "Homo Sapens", die verwegenste Kapelle der Hansestadt, ließ es vor einem Jahr am Hafen ordentlich krachen - und möchte auf diesem Weg noch einmal daran erinnern.

O Du Fröhliche (Hafenmix)

Wir bedanken uns bei sämtlichen Nutzergruppen und wünschen schöne Festtage.

Operación Puerto

"They want to see records broken. People want to see entertainment. That's what it's all about. Entertainment."(Ben Johnson, im April 2005)

Als der kanadische Muskelberg am 24. September 1988 wenige Meter vor der Ziellinie im Olympiastadion von Seoul seinen rechten Arm emporreckte, den Kopf wendete und seinem geschlagenen Konkurrenten Carl Lewis ins Gesicht schaute, saß ich begeistert vor dem Fernsehgerät. 9,79 Sekunden – schneller hatte nie zuvor ein Mensch die 100-Meter-Strecke zurückgelegt.

Saskia_Seoul_1988

Drei Tage später musste Johnson seine Goldmedaille zurückgeben und ich begriff im zarten Alter von zehn Jahren, dass offensichtlich auch beim simplen "Um-die-Wette-rennen" eine Möglichkeit zum Schummeln existierte. Es war mein erster Kontakt mit dem Thema Doping, im Dezember 2006 hat es mich wieder eingeholt.

Hier die schockierenden Fakten:
  1. Saskia hat in diesem Jahr die Langstrecke für sich entdeckt. Regelmäßig rannte sie durch den benachbarten Park, steigerte dabei Pensum und Bestzeiten, verschliss Trainingspartner und nahm schließlich an einem Halbmarathon teil. Mit überwältigendem Erfolg: "Die siebtschnellste Frau der Welt" kehrte mit einem zufriedenen Lächeln vom Wettkampf zurück.

  2. In Saskias Zimmer entdeckte ich Ampullen und Spritzen. Am Dienstagabend empfing sie zudem einen recht zwielichtigen Arzt – ohne Doktortitel, soweit ich weiß –, der ihr Blut abnahm. Weitere Einzelheiten der dubiosen Prozedur konnte ich leider nicht verfolgen, da ich zum Pflasterholen abkommandiert wurde.

  3. In unserem Badezimmer liegt seit geraumer Zeit ein Rasierer, der nicht mir gehört.
Ich habe mir nichts dabei gedacht, bis ich diesen merkwürdigen Traum hatte. Ich saß mit Lance Armstrong, Grit Breuer und Kathrin Krabbe an einem großen Tisch und spielte Doppelkopf. Ein Männerabend eben.

Plötzlich beugte sich der Texaner zu mir herüber. Ich dachte schon, er wolle wieder schmutzige Details aus seiner Beziehung mit Sheryl Crow ausplaudern, doch stattdessen blickte mich der siebenfache Tour-Sieger mit ernster Miene an. "Bist Du wirklich so naiv?", fragte er.

Nein, das bin ich nicht. Und diese lächerlichen Geschichten vom harten Training und dem "Eintrag in die Knochenmarkspenderdatei" kannst Du der spanischen Justiz erzählen...

Der Discounter um die Ecke (3)

daddelbrot

Mein erster Gedanke zu diesem Rezeptvorschlag auf der Rückseite eines Päckchens Gourmetschinken: "Klar, irgend etwas müssen die Kiddies ja essen, wenn sie den ganzen Tag vorm Ego-Shooter sitzen."

Die Einsamkeit der Plastikgießkannen (4)

GK7

Auch Gießkannen können es sich nicht leisten, den ganzen Tag nur auf dem Friedhof herumzuhängen.

Fräulein Saskias Gespür für Schnee

Heute dachte ich ganz kurz, es schneit. Dabei waren es bloß Staubflocken, die vom Beamer rieselten...

Oberste Direktive

Wir schreiben für Menschen, die noch Gefühle haben.

Joyeux Noel

Nein, das "Best of"-Album sollte man sich gewiss nicht unter den Tannenbaum legen (lassen). Recht hat er aber.

Ich genoss es, Fans vor dem Haus sitzen zu haben; das gab mir das Gefühl, ein Rockstar zu sein. Ich fühlte mich wie Marc Bolan. Wenn ich mir heutzutage bei Festivals Bands ansehe, dann verbraten die ihrem Publikum immer dieselbe Leier: ,Wir sind genau wie ihr. Wir sind alle gleich.' Wir dagegen sagten: ,Wir sind nicht so wie ihr. Wir sind Superhelden.' Die Leute verlangen nach Rockstars. Wenn du von der Schule heimkommst, brauchst du die Gewissheit, dass es irgendwo da draußen Leute gibt, die aus Cowboy-Stiefeln Champagner trinken, während sie von Kronleuchtern schwingen. Das gibt dir einen Grund zum Leben. Du willst nicht heimkommen und dir überlegen, was Thom Yorke (von Radiohead) heute wohl gemacht hat. ,Hmm, wahrscheinlich ist er auf eine Demonstration gegangen, weil ein Igel sich das Bein gebrochen hat, also unterstützt er jetzt eine Kampagne für Verkehrberuhigungsmaßnahmen in der Nachbarschaft ...' Fuck off! Und was hat Liam Gallagher währenddessen gemacht? ,Ich nehme an, er hat zusammen mit ein paar Prostituierten aus einem Cowboy-Stiefel Champagner getrunken.' Das ist, was du hören willst!
(Oasis-Suffkopf Noel Gallagher im Interview mit der Berliner Zeitung)

Vergiftungserscheinungen

Am späten Sonntagmorgen befürchtete ich bereits das Schlimmste. Saskia blieb deutlich länger im Bett als gewöhnlich, sie wollte ihren Kaffee partout nicht trinken und klagte über Unwohlsein.

"Ihr Bastarde habt sie erwischt", rief ich laut und voller Wut aus. "Ihr habt Euch genauso barbarisch und unbarmherzig gezeigt, wie es Eure schlimmsten Kritiker behaupten! Ihr werdet es vielleicht schaffen, eine Frau zum Schweigen zu bringen. Aber der Protest aus aller Welt wird für den Rest des Lebens in Euren Ohren nachhallen."

[Es wird Zeit, dass diese Glühwein-Buden verboten werden.]

Nimm den goldenen Ring von mir

Meine Eltern konnten nicht wissen, dass eines Tages so ausgefeilte Kommunikationsmittel wie die e-Mail oder das Mobiltelefon ihr Leben bereichern würden. Die Notwendigkeit, dem Angetrauten oder dem Nachwuchs hin und wieder auch in Abwesenheit Nachrichten zukommen zu lassen, haben sie allerdings sehr früh durchschaut.

Post-it

So schreiben sie seit vielen Jahren kleine Zettel und legen diese an immer der gleichen Stelle im Haus ab, so dass jeder, der zur Tür hinein kommt, sofort im Bilde ist. Liebevolle Botschaften wie "Bin einkaufen" oder "Nicht vergessen: morgen Sperrmüll". Das Prinzip ist gewiss nicht neu, das gebe ich ja zu, aber es funktioniert hervorragend. Außerdem führte es dazu, dass auch heute noch mein erster Blick stets auf jenen ominösen Platz vor dem Telefon fällt, wenn ich sie besuche.

Wie auch vor gut zwei Wochen.

Das Haus schien leer. Nichts Ungewöhnliches, dann waren sie eben bei der Arbeit, spontan noch mal einkaufen gegangen oder während einer Wintersport-Sendung auf dem Sofa eingenickt – was Eltern halt so machen. Kein Zettel vor dem Telefon.

Stattdessen lag dort ein einsamer goldener Ring. Im eigentlichen Sinne war es nicht einmal mehr ein Ring, war er doch an einer Stelle gewaltsam durchtrennt worden. Unschuldig glitzerndes Opfer einer heimtückischen Seitenschneider-Attacke! Und auf der Innenseite war das Hochzeitsdatum meiner Eltern eingraviert.

Jede zweite Ehe wird mittlerweile wieder geschieden – aber doch nicht die meiner Eltern! Das verflixte 33. Jahr? Überhaupt, was ist denn das für eine widerwärtige Art, sich dem anderen mitzuteilen? So etwas Stilloses hätte ich nicht einmal Ralf Siegel zugetraut.

In diesem Moment öffnete sich die Haustür, meine Mutter betrat die Bühne. Sie sah mich mit dem Ringrest in der Hand und dem dazu passenden Gesichtsausdruck vor dem Telefon stehen und musste schmunzeln. Entzündung in einem Fingergelenk, böse Schwellung. Ungewöhnliche Umstände, ungewöhnliche Maßnahmen. Ich wisse schon.

Sie hätte mir auch ruhig einen Zettel schreiben können.

Dirk ihm seine Welt (2)

Die Samstagabendunterhaltung ist nicht tot. Wirklich lebendig ist sie allerdings auch nicht.

Gestern Abend hat das regnerische Herbstwetter dafür gesorgt, dass Saskia und ich uns nicht – wie ursprünglich geplant – mit einem Becher Glühwein an der Eisbahn sondern einem Glas Rotwein vor dem Fernsehschirm wieder fanden. Ein ordentliches Pastagericht machte herrlich wehrlos, die Magensäfte führten einen erbitterten Kampf gegen den Nudelberg und der Rest des menschlichen Seins begab sich bereitwillig in den Standby-Modus.

Pasta

Vielleicht erklärt das, warum niemand zur Fernbedienung griff, als die Eurovisionshymne durch die Wohnung tönte. Eine Rechtfertigung ist es natürlich nicht.

Eigentlich wollte ich "Wetten, dass..?" nicht mehr schauen. Die Gäste auf der gigantischen Couch wirken meist selbst so träge, als hätten sie kurz vor der Sendung das große "All you can eat"-Fest beim Italiener um die Ecke mitgemacht. Ein blondgelockter Anachronismus führt mit altbackenen Sprüchen durch die Sendung und bemüht sich, sämtliche Gäste möglichst gleichmäßig zu begrabschen.

Ein gewisser Nostalgiefaktor ist der Sendung jedoch nicht abzusprechen. Ich erinnerte mich wieder einmal daran, wie ich vor Ewigkeiten im elterlichen Wohnzimmer saß und mich von über die öden Erwachsenengespräche hinweg von Wette zu Wette hangelte – denn im Grunde funktioniert es heute nicht anders.

Schließlich kündigte ein Motocross-Proll an, nach einem 20-Meter-Sprung mit seinem Geländeofen punktgenau auf einem Apfel zu landen – und dieses Kunststück innerhalb zweier Minuten gleich vier Mal zu wiederholen. Eine Alltagsgeschichte halt.

Ehe der todesmutige Enduro-Tell zum letzten und entscheidenden Sprung ansetzte, lief die Zeit ab. Trotzdem durfte er noch anfahren. Als das Apfelmus dann effektvoll durch die Messehalle spritzte, erschien das "Wette gewonnen"-Logo auf dem Bildschirm und das Publikum applaudierte artig. Ich jedoch saß leicht verstimmt mit meinem Rotwein in der Hand auf dem Bett und murmelte: "Er hat's aber doch gar nicht in der vorgegeben Zeit geschafft…"

Ganz plötzlich reifte die schmerzliche Erkenntnis in mir: Ich bin zu spießig für "Wetten, dass..?"! Womit ich wahrscheinlich ungefähr so lebendig wäre wie die Samstagabendunterhaltung…

Dirk ihm seine Welt (1)

Kaum eine Woche vergeht mehr ohne das Wort Pisa in der Tageszeitung. Kaum ein Tag ohne Heranwachsende, die meinen, mit den Vokabeln Aller, Digger und Ey zwei Drittel ihrer Gespräche bestreiten zu können. Kaum eine Stunde ohne nervige Klingeltonwerbung. Du Land der Dichter und Denker, was soll nur aus Dir werden?

(Moment, ich texte hier doch nicht für einen dieser schwarzseherischen Spots, die Sabine Christiansen gerne ihren "Diskussionsrunden" vorschaltet.)

Ich glaube sogar inzwischen wieder fest an unseren Nachwuchs. Aus folgenden Gründen:

Der Saalburg-Zwischenfall

Saskia und ich besuchten vor etwa zwei Wochen ein ehemaliges Kastell des römischen Limes, in dessen Museumsteil unter anderem die eindrucksvolle Ausdehnung des Römerreichs auf einer Karte dargestellt wurde. Vor dieser Karte hielt auch eine Familie inne. Vater, Mutter, zwei Kinder. Klassisch.

Das jüngere der beiden Kinder – etwa sieben Jahre alt und furchtbar wissbegierig – schaute zu seiner Mutter hinauf und fragte: "Wo auf der Karte liegt Hannover?" Doch ehe die Mutter auch nur den Hauch einer Chance hatte, mit dem Finger die Antwort zu deuten, klärte das ältere Kind – etwa neun Jahre alt und ähnlich oft klug – mit jeder Menge Verachtung in der Stimme auf. "Oooh, Maaann. Hannover wurde doch erst im zwölften Jahrhundert gegründet!" Es gibt eben doch dumme Fragen…

Maronen-Mats

Die Rückfahrt im ICE war verhältnismäßig arm an Zwischenfällen. Gut so. Entertainment wurde nur kurz geboten, als der Oberschaffner zum International Man of Zugdurchsage mutierte. "In waggon number seven you will found free places."

Während ich mich anschließend eine ganze Weile fragte, was Lothar Matthäus wohl gerade mache, spielte auf dem Sitz mir gegenüber ein kleiner Junge – etwa drei bis vier Jahre jünger als jenes hohle Gör am Limes, das ganz offensichtlich von der ersten urkundlichen Erwähnung Hannovers keine Ahnung hatte. Bemerkenswert ruhig schob er seine Bauklötze auf dem hässlichen Bahnsitz hin und her, als urplötzlich seine Mutter ihren Spross nach dem Befinden fragte.

Er antwortete in einem einzigen, wohl artikulierten Satz, der mich bis heute nicht loslässt. Er handelte nicht von PlayStations, Angriffskriegen oder Fußballweltmeisterschaften. Nein, dieses Kind war beneidenswert unschuldig – und erklärte: "Mama, die gehen in den Wald und sammeln Maronen!"

Vielleicht wird ja doch noch alles gut.

Schilderwald

Mang_Frankfurt

Einfach nur ein bisschen aufpassen, bitte.

Schön war die Zeit

Die vergangenen Tage waren textarm.
Weil sie irgendwie auch aktionsarm waren. Also, nicht völlig: Ich war einkaufen und habe die Fenster geputzt und lang verschobenen Papierkram erledigt. Lauter Kleinkram der Priorität 2. Ich war nicht richtig faul, aber eben arbeitslos.

Es war wie diese Zeit zwischen den Jahren, in der man eigentlich nichts zu tun hat, aber trotzdem zu nichts kommt. Außer zu Streit bei so viel untätiger Nähe. Aber nicht einmal den gab es. Was durchaus zu erwarten gewesen wäre. Nach einigen Urlauben weiß ich ja mittlerweile aus Erfahrung, dass wir uns auch 24 h am Tag aushalten, wenn es genug Ablenkung gibt. Aber im Herbst zu Hause?

Aber nichts da. Es gab keinen Streit und auch sonst keine Geschichten. Stattdessen widmete ich rückblickend meine ersten wirklich freien Tage im Sauertopf zwei menschlichen Grundbedürfnissen, die sonst leicht zu kurz kommen:
  • Laufen durch den Wald
  • Laufen durch Einkaufszentren
Aber jetzt habe ich wieder Arbeit. Und hoffentlich auch Geschichten. Und vielleicht wichtiger: Ich halte Dirk nicht mehr stundenlang von kreativen Ausbrüchen ab.

Nutzergruppe des Jahres 2006

NdJ

Die Sauertopf-Redaktion hat einstimmig beschlossen, den mit einer Gesamtsumme von knapp 15 Cent dotierten Preis Nutzergruppe des Jahres 2006 an Nutzergruppe3 zu vergeben. Herzlichen Glückwunsch!

Aus der Laudatio: "Nutzergruppe3 hat als einziger Teilnehmer beim Deutschland-Lotto nicht überboten. Starke Leistung."

Männerträume II

Buffalo

T. beim Betrachten dieses Büffels: "Cooler Typ..."

(Könnte daran liegen, dass T. zwei vermeintliche Männlichkeitsattribute fehlen, die dieser Zeitgenosse aufweist: V-Shape und Brustbehaarung.)

...


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photocase.com

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Zuletzt aktualisiert: 27. Mai, 17:58

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